Als Alexandra morgens um 4 Uhr einen Spaziergang durch menschenleere Straßen macht, sieht sie ein Wohnmobil mit geöffneter Tür. Musik tönt heraus, ein älterer Mann sitzt darin und liest die Zeitung. Magisch angezogen schaut sie hinein. Der Herr ist der Bibliothekar des Night Bookmobile und bittet sie herein. Alexandra stöbert durch lange Bücherregale und entdeckt, dass sie all die dort aufgereihten Bücher kennt - einschließlich ihres eigenen Tagebuchs!
„This collection consists of all the books you`ve ever read. We also have all the periodicals and ephemera – cereal boxes and such – which are in section C, to your right. (…)
You see, the Library, in its entirety, comprises all the printed matter ever read by anyone alive at this moment. So we are quite ready for any patron.“ (S. 11)
Die Bibliothek ist nur von der Abend- bis zur Morgendämmerung geöffnet, keine Ausleihe. Alexandra sucht des nachts wieder und wieder nach der mobilen Buchsammlung – erfolglos. Diese Sammlung stellt ein Portrait ihrer Lesepersönlichkeit dar. Mit den Buchtiteln kommen Erinnerungen zurück an all ihre vergangenen Lesestunden. Eine Sehnsucht erwacht in ihr. Könnte sie nicht selbst Bibliothekarin werden, in einer Bibliothek wie dieser? Aber wie soll das gehen, wenn das Büchermobil nicht mehr zu finden ist?
Mir gefallen die freundlichen Bilder, die an ein Kinderbuch erinnern. Das Querformat eignet sich hervorragend, um lange Buchreihen darzustellen. Die Geschichte quillt über vor Buchliebe, die eingefleischte Leserinnen nur zu gut verstehen, die von ihrer Umwelt manchmal belächelt werden. Es ist herzerwärmend sich vorzustellen, dass alles, was wir je gelesen haben, in einer besonderen Bibliothek aufbewahrt wird.
Sag mir, was du liest und ich sage dir, wer du bist, sagt diese wunderschöne Graphic Novel. Buchliebhaber, taucht einfach ein und fühlt euch verstanden!
The Night Bookmobile, Audrey Niffenegger, Verlag Abrams Comicarts, New York 2010, 40 Seiten
(Die Rechte am Coverbild liegen beim Verlag.)
Zusatz-Info:
Das Buch ist auf Deutsch unter dem Titel „Die Nachtbibliothek“ im Jahr 2012 im Graf Verlag erschienen (Übersetzung von Brigitte Jakobeit), scheint aber nur noch antiquarisch erhältlich zu sein.
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