Während der Papst twittert und Jesus ihr unangenehme Fragen stellt, raunzt Maria den Sohn an, er solle sie in Ruhe lassen, denn sie habe ihre Tage. Dabei sitzt Maria in einem roten Jogginganzug herum und stopft Kekse in sich hinein. Warum auf ihrem blauen Kopftuch-Umhang Pentagramme (fünfzackige Sterne) und nicht etwa Davidsterne abgebildet sind, erschließt sich mir nicht.
Mehr Sympathien habe ich da schon, wenn Maria sich darüber beschwert, dass sie nicht gefragt wurde, bevor der Heilige Geist sie geschwängert hat, ohne dass sie auch nur ein bisschen kuscheln durfte. Warum sie dann aber den Fernsehmoderator Harald Lesch dazu befragen muss, nur um dann selbst darauf zu kommen, dass das mit der ewigen Jungfräulichkeit „totaler Blödsinn“ ist, weiß ich jetzt nicht.
Maria erklärt sich zur Leihmutter und macht uns die Patchworkfamilie klar. Gott und der Heilige Geist sind Jesus Erzeuger, sie die Leihmutter mit Josef als Adoptivvater. Und aus Gottes Liebe für alle Menschen einschließlich Männern schließt sie auf die Zulässigkeit von Homosexualität.
Die Themen sind alle richtig und sollten angesprochen werden. Aber die Glaubenskritik wird nicht wirklich glaubwürdig dadurch, dass Gott als seniler Sadist und Jesus als jammerndes Weichei dargestellt werden. Maria selbst kommt mit ihrem Smartphone und Hang zum Konsum auch nicht viel besser weg. Leider ist der Humor nicht meiner. Sollen hier die katholische Kirche oder der christliche Glaube komplett in die Tonne getreten werden? Kann man machen. Aber so wahnsinnig feministisch, wie der Anstrich des Buches ist, finde ich die Darstellung auch nicht.
Die Idee eines feministischen Glaubenscomics ist super. Die Umsetzung konnte mich leider gar nicht gewinnen.
Just Mary, Paola Morpheus, aus dem Italienischen übersetzt von Andrea Richter, Edition Faust, Frankfurt/Main, 2023, 136 Seiten, 19,00 EUR
(Die Verwendung des Coverbildes erfolgt mit freundlicher Erlaubnis des Verlags. Ich danke dem Verlag für das kostenlos zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.)