Die Corona-Pandemie hat uns alle geprägt, bewegt, zur Verzweiflung gebracht. Mich hat der Podcast von Christian Drosten durch die Pandemie begleitet. Deshalb wollte ich sofort sein neues Buch lesen, in dem er mit dem Journalisten Georg Mascolo einen Rückblick auf diese Zeit tut.
Das Buch ist wie ein Gespräch der beiden aufgebaut. Sie diskutieren über die Zeitabläufe und die Evaluierung des staatlichen Handelns, versuchen Lehren aus dieser Zeit zu ziehen. "Alles überstanden?" haben wir wohl noch nicht. Die Schulschließungen hängen den Kindern und Familien noch nach, Long Covid plagt viele und der Vertrauensverlust gegenüber dem Staat scheint immens.
Können wir etwas lernen aus der Pandemie? Haben wir schon etwas besser gemacht? Die Antworten fallen eher ernüchternd aus. Die mangelnde Transparenz und politische Legitimität der in Gremien getroffenen politischen Entscheidungen werden beleuchtet. Die medizinische Datenlage in Deutschland war unzureichend, weil ein Meldesystem wie in Großbritannien fehlte und bis heute fehlt. Aber dennoch bewerten die beiden Autoren es so, dass Deutschland vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen ist. Viele der Schutzmaßnahmen haben sich im Nachhinein als wirksam erwiesen. Aber eine weitere Aufarbeitung - Herr Drosten empfiehlt dies durch ausländische Experten tun zu lassen - wäre wünschenswert.
Das Buch ist sehr verständlich und doch präzise geschrieben. Alle Zitate sind mit Quellenangaben belegt. Ich brauchte dieses Buch! Danke.
Alles überstanden? Ein überfälliges Gepräch zu einer Pandemie, die nicht die letzte geswesen sein wird, Christian Drosten, Georg Mascolo, Ullstein Verlag, Berlin, 2024, 272 Seiten, 24,99 EUR