Samstag, 6. November 2021

Büchernachten - Eine Nacht in der Bachletten Buchhandlung, Basel

Meinen Traum von der Übernachtung in einer Buchhandlung wollte ich noch etwas weiter träumen, nachdem ich im Juli 2021 bereits in der Buchhandlung Schwarz auf Weiß in Buxtehude genächtigt hatte (siehe mein Artikel). Über das Internet habe ich das „Büchernachten“ der Bachletten Buchhandlung in Basel entdeckt, wofür man sich per E-Mail anmelden kann. Da ich noch nie zuvor in Basel gewesen war, habe ich das Büchernachten im September 2021 mit einigen Tagen Urlaub in der wunderschönen Stadt am Rhein verbunden, die wirklich eine Reise wert ist.

Am Samstagabend um 19 Uhr wurde ich sehr herzlich von den drei Buchhändlerinnen Claudia, Manuela und Isabella Probst in der Buchhandlung begrüßt – was für ein Empfang! Wir kamen sofort ins Gespräch, wie das unter Buchliebhaberinnen ja oft so ist. Sie zeigten mir ihre liebevoll eingerichtete Buchhandlung, deren Schaufenster von innen mit einem Vorhang verhangen war, damit ich auch ganz ungestört stöbern konnte. Eingewiesen in den Hauptlichtschalter und die Profiausstattung für die Buchnacht (Ladenschlüssel, Cuttermesser für eingeschweißte Bücher und Notfalltelefonnummer) konnte das Lesefest beginnen!

Toll ausgestattet war aber auch der Bereich hinter dem eigentlichen Laden. Dort befindet sich eine
kleine Wohnung mit einem Zimmer zum Schlafen (Luftmatratze mit Bettzeug lagen bereit), einem Bad und einer voll eingerichteten Küche. Der frühere Inhaber der Buchhandlung hat dort selbst gewohnt. Heute dient der Bereich u.a. als Buchlager. In der Küche erwartete mich ein wunderbares Mitternachtspicknick aus Kaffee, Tee, Obst, Schweizer Schoggi und Knabbergebäck!

Mit einer Tasse Tee in der Hand erkundete ich den Laden, der eine kleine Kiez-Buchhandlung in einem Baseler Wohnviertel ist. Natürlich gab es einen Tisch mit den Neuerscheinungen aus Belletristik und Sachbüchern, ein großes Krimiregal, Kinder- und Jugendbücher, meterweise Romane und besondere Ecken für Regionales und Geschenkbücher. Es gab kaum non book-Artikel (außer Postkarten), jeder Zentimeter war für das breite Buchsortiment genutzt. Für mich von besonderem Interesse war das große Regal, das ausschließlich Schweizer Autorinnen und Autoren vorbehalten war. Regionale Schriftsteller:innen zu entdecken liebe ich besonders, wenn ich auf Reisen bin. Und so habe ich tatsächlich jedes einzelne Buch aus diesem Regal in die Hand genommen und viele neue Leseanregungen gewonnen.

Trotz Tee und Schokolade ermüdete ich abends viel zu früh, zumal ich den ganzen Tag über Sightseeing in Basel gemacht und an einem Kulturfestival teilgenommen hatte (u.a. im Literaturhaus Basel). Besonderen Spaß hat es gemacht, im Schlafanzug noch einmal in den Laden zu schlüpfen und mir Bettlektüre auszusuchen, die ich mit auf mein Nachtlager nahm.

Im Preis der Übernachtung (120 SFr) war ein königliches Frühstück eingeschlossen, welches Manuela und Claudia Probst, die nur einige Minuten vom Laden entfernt wohnen, persönlich liebevoll für mich anrichteten. Verschiedenste Sorten frische Brötchen und Gipfeli, Müsli, Obst, Gemüse, diverse Schweizer Käse- und Fleischspezialitäten nebst Milch und Joghurt aus dem Baselland – genug für eine ganze Fußballmannschaft! Bis 12 h gehörte der Laden dann wieder mir allein, so dass ich noch viele Lesestunden genießen konnte. Zum Abschied haben wir uns erneut sehr angeregt unterhalten, ich kaufte ein paar Bücher und wollte eigentlich gar nicht nach Hause fahren.


Es war ein wunderbares Erlebnis! Familie Probst gehört zu den herzlichsten, nettesten Büchermenschen, die ich je getroffen habe und ihre Buchhandlung ist ein Wohlfühlort. Ich danke Manuela, Claudia und Isabella für das Vertrauen, mir ihren geliebten Laden zu überlassen. Sie haben mich wie eine Freundin empfangen und bewirtet. Da so wenige Buchhandlungen Übernachtungen anzubieten scheinen, habe ich mich erkundigt, ob es bei dem seit 15 Jahren stattfindenden Format schon unangenehme Zwischenfälle gegeben habe. Dies wurde vehement verneint. Kein Buchmensch, der sich für eine Übernachtung anmeldet, würde etwas zerstören oder stehlen, wurde mir versichert. Ist das nicht schön? Witzigerweise war mir die Bachletten Buchhandlung bereits in meiner Urlaubslektüre begegnet, bevor ich sie wenige Tage später zum ersten Mal betrat. In Hansjörg Schneiders Basel-Krimi „Hunkelers Geheimnis“ (Diogenes-Verlag von 2016) taucht sie als Stammbuchhandlung des Kommissars auf, einschließlich des früheren Ladeninhabers!

 


 

Wer das Büchernachten selbst erleben möchte, kann sich auf der Website des Ladens informieren. Ich kann es sehr empfehlen!

 

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