Donnerstag, 12. Dezember 2019

Die Zürcher Verlobung, Barbara Noack



Die Zürcher Verlobung ist sicher vielen ein Begriff als Klassiker. Allerdings wohl mehr die berühmte Verfilmung mit Lilo Pulver von 1957 als das Buch. Da ich den Film sehr mag, habe ich nun die Buchvorlage gelesen. Aufgrund des Alters dieses Buches ist es überall gebraucht für wenige Cents zu bekommen. Mein Exemplar stammt aus einem öffentlichen Bücherschrank.


Barbara Noack hat mehrere Roman-Bestseller, aber auch Drehbücher geschrieben. Die Zürcher Verlobung erschien erstmals 1955 und war ein großer Publikumserfolg, so dass der Roman wenig später verfilmt wurde. (Danach gab es mehrere weitere Verfilmungen des Stoffes.) Es handelt sich um eine leichte Liebesgeschichte, in flottem Ton geschrieben.

Im Zentrum steht die etwa 30jährige Juliane Thomas, eine Schriftstellerin aus Hamburg, die im Film von Lilo Pulver dargestellt wird. Juliane ist frisch entlobt, da ihr Verlobter Jürgen auf Abwege mit einer gewissen Karin geraten ist. Um ihm den Eindruck zu vermitteln, sie trauere ihm nicht hinterher, erfindet Juliane eine Notlüge von einer geplanten Verlobung in Zürich. Es kommt, wie es kommen muss: Eine Lüge zieht die nächste nach sich. Juliane verkuckt sich tatsächlich in einen Schweizer. Ob dieser allerdings der Richtige ist, ist ungewiss. Dessen ungehobelter Freund aus Berlin, ein Filmregisseur genannt Büffel, der Julianes Drehbuch verfilmt, funkt außerdem dazwischen. Für Aufregung sorgt ferner der 11jährige Sohn des verwitweten Regisseurs. Zu allem Überfluss möchte Jürgen, der Ex-Verlobte, seine Juliane zurückerobern. So ist das Chaos perfekt und Julchens Herz verwirrt. Eine muntere Geschichte zwischen Hamburg, Berlin, Zürich und St. Moritz entspinnt sich.

Bei einer Liebesgeschichte aus den 50er Jahren, in der die unverheiratete Hauptperson sogar schon dreißig ist, bleiben gewisse Klischees natürlich nicht aus. Die Männer sind stets älter und weiser als Julchen. Stets bezahlen die Herren die Rechnung. Auf Julianes Ausgehen (sonst nichts!) mit verschiedenen Männern außer ihrem Verlobten reagieren ältliche Damen mit Missbilligung. Und dass eine Frau schnellstens geheiratet werden will, versteht sich von selbst.

„Unsere gemeinsamen Freunde behaupteten, ich verfüge über einen besseren Charakter als er. Aber ich hab’s nicht gern, wenn man vor allem meinen Charakter bei der Aufzählung meiner Qualitäten erwähnt. Denn im Rennen um einen Mann – wann hat da schon der Charakter vor der Schönheit gesiegt?“ (S. 14)

Dennoch ist die Geschichte durchaus erheiternd, da Juliane manchmal wenig damenhaft ist und sich den einen oder anderen Verstoß gegen gesellschaftliche Erwartungen erlaubt. Ohnehin ist sie eine berufstätige Frau mit eigener Wohnung. Natürlich ist die Geschichte sehr keusch. Außer romantischen Küssen wird nichts erwähnt. Juliane hat Sinn für Humor und kann gut über sich selbst lachen. Da ich ständig Lilo Pulvers freches Gesicht beim Lesen vor mir gesehen habe, habe ich die Geschichte genossen. Die Romanvorlage wurde bei der Verfilmung allerdings aufgepeppt. So wurde die Figur von Julianes Mutter ausgelassen, die Rolle des verflossenen Verlobten ausgebaut und in St. Moritz eine einsame Berghütte hinzugefügt, die im Roman gar nicht vorkommt.

Zum ersten Mal muss ich sagen: Der Film ist besser als das Buch. Trotzdem macht die Lektüre Spaß.

Die Zürcher Verlobung, Barbara Noack, Bertelsmann Club GmbH, Rheda-Wiedenbrück, unbekanntes Jahr, 144 Seiten, ohne Buchpreisbindung

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