Für viele Kinder ist es nichts Besonderes mit ihrem Papa
Ferien zu machen. Für die 9-jährige Maja schon, denn es ist das erste Mal. Maja
lebt allein mit ihrer Mutter. Ihr Vater besucht sie regelmäßig. Aber zusammen
weggefahren sind sie noch nie.
Maja freut sich darauf, auch wenn es mit Papa
nicht so einfach ist wie mit Mama. Er möchte z.B. nicht Papa genannt werden,
sondern Daddy. Weil das schicker klingt. Er nennt Maja auch nicht bei ihrem
richtigen Namen, sondern sagt Mausi zu ihr, obwohl Maja das nicht besonders
mag. Aber das sagt sie Papa lieber nicht. Es sollen ganz schicke Ferien in
einem sehr teuren Ferienhotel werden. Dort gibt es einen Pool und Ponyreiten
und sogar geschulte Krankenschwestern. Wieso denn das? Nun ja, wenn Maja
verreisen will, muss sie Max mitnehmen, ihren Rollstuhl. Majas Beine können
nicht laufen, das konnten sie noch nie. Deshalb braucht sie trotzdem keine
Krankenschwester, aber das wird Papa schon noch merken.
„Ich hab ja gedacht, heute Nacht werde ich überhaupt nicht schlafen können. Da ist zu viel im Kopf, was da hin und her wetzt. Ferien mit Papa, wie wird das sein? Geht Ponyreiten überhaupt mit meinen lahmen Beinen? Sind da auch noch andere Kinder? Hoffentlich! Mit Kindern hab ich nie Probleme, die finden meinen superschnellen Max toll, und wenn sie mal selber rollern wollen, dürfen sie das auch. Sie wollen oft. Bloß die Erwachsenen, die gucken oft so mitleidig, oder sie gucken ganz schnell weg. Ob das dem Papa peinlich ist? Hat er deshalb extra von den Krankenschwestern erzählt, die auf mich aufpassen sollen? Im Swimmingpool muss man mich ein bisschen festhalten, Mama kann das, Papa auch?“ (S. 14)
Papa und Maja fahren mit dem Auto los. Aber dann kommt alles
ganz anders als geplant. Das macht Papa schlechte Laune. Doch zum Glück ist
Maja ein richtiges Stehaufmännchen, wie Mama immer sagt. Denn Maja sieht meist
positiv in die Welt und macht das Beste aus jeder Situation. Trotzdem müssen
sich Papa und Maja ganz schön zusammenraufen, damit die nächsten Tage keine
Katastrophe werden. Sie streiten sich, sie arbeiten zusammen und irgendwann
lachen sie auch gemeinsam. Ganz nebenbei werden sie sich immer vertrauter,
lernen einander kennen und das findet Maja richtig gut. Papa versteht nicht so
viel von Kindern. Aber immerhin übt er jetzt – mit Maja.
Gudrun Mebs schreibt seit Jahrzehnten wunderbare
Kinderbücher, immer in sehr liebevollem Ton. Sie lässt die Kinder ihre Geschichten
selber erzählen und versteht es sehr gut, die Gedanken und Gefühle ihrer
kleinen Helden lebendig werden zu lassen. Die Geschichte hat mir sehr gefallen.
Maja durchlebt viele verschiedene Gefühle in ihren Ferien mit Papa, alles von
Unsicherheit, Angst und Wut über Neugierde bis hin zu Geborgenheit und Freude. Alle
konnte ich intensiv mitempfinden. Mit ihrer Behinderung geht sie ganz
selbstverständlich um. Maja fordert Beziehung ein von ihrem Papa. Sie will
wichtig sein für ihn und ihm nahe kommen. Empathisch bemerkt Maja dabei, wie
schwer ihrem Vater das fällt und hat Verständnis für ihn. Sie verkneift sich
manche Bemerkung oder Frage und wirkt dadurch oft kompetenter als der
Erwachsene. So ein tolles, liebenswertes Kind wie Maja möchte sicher jeder gern
einmal kennenlernen.
Ein warmherziges
Vater-Tochter-Buch über Nähe und Lebensfreude, die beiden wichtigsten Dinge in
den Ferien und auch sonst.
Ferien nur mit Papa, Gudrun Mebs, S. Fischer Verlag,
Frankfurt am Main 2019, 144 Seiten, 12,00 EUR
(Die Verwendung des Coverbildes erfolgt mit freundlicher
Erlaubnis des Verlags.)
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