Donnerstag, 12. September 2019

Besuch beim Diogenes-Verlag in Zürich, August 2019



(Artikel enthält unbezahlte Werbung) Manchmal hat man so richtig Glück, dann gehen große Wünsche in Erfüllung. Ich habe mitgemacht bei einem Gewinnspiel des Diogenes-Verlags, nämlich #diogenesundercover. Die Bücher wurden mit einem weißen Umschlag verkauft, die den Buchtitel verdeckten. Nur ein Satz gab einen Hinweis darauf, welches Buch sich darunter verbirgt. Man konnte Bilder von sich und so einem Buch bei Instagram posten. Aber wer hätte gedacht, dass ich damit eine Reise nach Zürich für zwei Personen gewinne??

Wine Library, Zürich
Schon lange wäre ich gern nach Zürich gereist. Wenn das nicht eine so teure Stadt wäre… Aber nun habe ich kurzentschlossen mit meiner besten Freundin die Gelegenheit ergriffen, um die letzten warmen Sommertage zu nutzen. Der Verlag hat uns Flüge gebucht und zwei Nächte in einem wunderschönen Hotel. Das B2 Boutique Hotel befindet sich in einer umgebauten ehemaligen Bierbrauerei in Zürich. Von Bildern kannte ich bereits die darin befindliche „Wine Library“. Der hintere Teil der Eingangshalle, geschätzte fünf Meter hoch, ist an allen Wänden bis zur Decke mit dunklen Holzbücherregalen bedeckt. Darin befinden sich 33.000 Bücher! Die gemütliche Raumatmosphäre wird komplettiert durch drei ungewöhnliche Kronleuchter. Sie bestehen aus  beleuchteten grünen Bierflaschen! In diesem besonderen Raum nahmen wir als Hotelgäste unser Frühstück ein. Man kann sich auch abends einen guten Schweizer Wein servieren lassen. Eine wunderbare Leseatmosphäre!

Ein Highlight der Reise war der Verlagsrundgang bei Diogenes. Ich arbeite selbst nicht in der Buchbranche und war sehr gespannt darauf, dort einmal hinter die Kulissen sehen zu dürfen. Am Freitagnachmittag erwarteten uns Susanne Bühler, langjährig Zuständige für Social Media / Online und ihre jüngere Kollegin Ania Ferreirra in der Sprecherstrasse 8. Die beiden haben sich viel Zeit für uns genommen, alle neugierigen Fragen beantwortet und uns durch das ganze Haus geführt. Dort arbeiten ca. 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Natürlich sind die Wände in dem hübschen alten Gebäude bedeckt mit Bücherregalen, gefüllt mit den typischen cremeweißen Titeln des Verlags, was eine sehr gemütliche Atmosphäre schafft. Loriot war allgegenwärtig, da seine Zeichnungen sich auf vielen Hinweisschildern oder seine „Herren im Bad“ sich als Buchstützen im Haus wiederfanden.

Diogenes-Sitz, Sprecherstrasse 8
Wir lernten Renata Sielemann kennen, die Leiterin der Werbeabteilung, die sich das Undercover-Gewinnspiel ausgedacht hatte. Wir schauten im Layout vorbei, wo die Cover entworfen werden und erfuhren, dass die meisten Bücher in Deutschland gedruckt werden. Aufgrund der Hitze verzichteten wir auf den Besuch des Dachbodens, wo viele Kunstbildbände lagern. Jeder Diogenes-Titel wird von einem Kunstwerk bzw. einem Ausschnitt daraus geziert, der händisch aus so einem Bildband ausgesucht wurde, bevor es das Internet gab.

Wir besuchten Ulrich Richter vom Vertrieb in seinem Büro, der eine eindrucksvolle Sammlung signierter Titel aus dem Verlagsprogramm hütet. Auf meine Nachfrage nach den sehr unterschiedlichen Buchpreisen in Deutschland und Österreich einerseits und der Schweiz andererseits, erklärte er uns, dass die Schweiz keine Buchpreisbindung habe und es daher nur einen empfohlenen Ladenpreis gebe. (Bis 2007 gab es in der Schweiz eine der deutschen Buchpreisbindung vergleichbare Preisvereinbarung, die den Verkaufspreis verbindlich regelte.) Der empfohlene Ladenpreis sei vergleichsweise höher als der Preis in Euro, da bei Euroeinführung der Kursunterschied zwischen Euro und Schweizer Franken ein ganz anderer gewesen sei. Derzeit müssten die Frankenpreise immer wieder gesenkt werden aufgrund des Kursverlusts des Franken. Ohnehin mache der Verlag den größten Teil seines Umsatzes in Euro, müsse aber die Mitarbeiter in Franken bezahlen, was problematisch sei.

Interessant fand ich, dass die Schweizer Buchhändler bei der Bestellung ihrer Bücher der Auslieferung mitteilen, zu welchem Preis sie die Bücher verkaufen möchten (sie sind ja preislich nicht gebunden). Dann werden ihnen die Bücher gleich mit dem entsprechenden Preisetikett geliefert, das also bei verschiedenen Kunden unterschiedlich aussehen kann.

Tatsächlich seien in der Schweiz nach Aufgabe der Buchpreisbindung und aufgrund des massiven Erstarkens des Onlinehandels (der teilweise zu Europreisen in die Schweiz liefert) ca. 30 % der Buchhandlungen verschwunden. Aufgrund dieser Befürchtung wird in Deutschland und Österreich immer wieder um die Aufrechterhaltung der Preisbindung gekämpft. Das Beispiel der Schweiz zeigt aus meiner Sicht eindrücklich, dass die Buchpreisbindung ganz maßgeblich zum Erhalt der Vielfalt im Buchhandel beiträgt und sehr erhaltenswert ist.

Konferenzraum bei Diogenes
Aufregend war der Besuch bei der Lektorin Anna von Planta, die für einige der großen und bekannten Autoren des Verlags verantwortlich ist, u.a. Paulo Coelho. Sie fragte uns ausführlich nach unserer Meinung zu Büchern, die wir gelesen haben und diskutierte mit uns. Sie höre gern Leser-Feedback. Es muss schön sein, im persönlichen Kontakt mit Autoren zu arbeiten. Wir hörten, dass Martin Suter in Zürich wohne und öfter mal im Verlag vorbeischaue. Zum Zeitpunkt unseres Besuches war er leider gerade nicht anwesend, aber man kann nicht alles haben…

Sempé-Zeichnung
Dann ging es in den Keller. An den weißen Wänden haben sich diverse Autorinnen und Autoren nicht nur mit Autogrammen, sondern auch mit Zeichnungen verewigt. Herrlich! Und weil die Kellerwände inzwischen alle voll sind, wird die Sammlung an den Wänden des Materiallagers auf der gegenüberliegenden Straßenseite fortgeführt. Dort befand sich auch ein großes Regal mit älteren Ausgaben des Verlags, die nicht mehr verkäuflich, aber intakt sind. Mir wurden die Knie weich wie einem Kind im Bonbonladen, als wir uns dort Bücher aussuchen durften, um ihnen ein neues Zuhause zu schenken. Bücher wollen gelesen werden!

Bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, mit denen ich gesprochen habe, hatte ich den Eindruck, sie lieben ihre Arbeit und sind begeisterte Buchmenschen. Ich danke allen, vor allem Susanne und Ania, die sich so viel Zeit genommen und uns so reich beschenkt haben, nicht nur mit dieser Reise, Büchern und Postkarten, sondern auch mit ihrem Wissen, den interessanten Gesprächen und ihrer Herzlichkeit.

Muss ich noch erwähnen, dass Zürich eine wunderschöne Stadt ist, die immer eine Reise wert ist? Wir haben schmelzzarte Schweizer Schokolade probiert, in einer herrlichen Confiserie Trüffeltorte geschlemmt, sind durch die Gässchen der Altstadt gebummelt, haben in kleinen und großen Buchhandlungen gestöbert und natürlich am Ufer der Limmat Zürcher Geschnetzeltes probiert. Die Straßenbahn hat uns zuverlässig durch die Stadt kutschiert, eine Bootsrundfahrt auf dem türkisblauen Zürichsee hat uns verzaubert und im beheizten Whirlpool auf dem Hoteldach haben wir den Sonnenuntergang genossen. Es hätte noch so viel mehr zu sehen gegeben, dafür müssen wir wiederkommen.


Übrigens: Der Verlag hat mich nicht um diesen Blog-Artikel gebeten. Ich wollte ihn gern schreiben, um meine Freude über das tolle Wochenende mit Euch zu teilen. Fan des Verlags war ich schon vorher, und zwar aufgrund der guten Literatur, die er verlegt, und des zeitlos eleganten Designs der Bücher. Der Artikel entspricht meiner privaten Meinung und stellt keine Gegenleistung für die vom Verlag bezahlte Reise dar.

1 Kommentar:

Just Mary, Paola Morpheus

Mit einem Comic macht Maria, die Mutter Gottes, dem lieben Gott und der katholischen Kirche quasi die Hölle heiß. Sie legt den Finger in die...