Hat man nur wenige Minuten Zeit, könnte das daran liegen,
dass man gerade wartet. An der Supermarktkasse zum Beispiel. Oder auf den Bus.
Warten hat den Ruf etwas Lästiges zu sein. Viele verschiedene Arten des Wartens
hat Thomas Meyer zu unterscheiden gefunden. Und er wirft einen höchst
amüsanten, dabei philosophischen Blick darauf.
„Das Warten beraubt uns nicht, es beschenkt uns, und zwar mit uns selbst: Der Bus, auf den wir warten, gönnt uns fünf Minuten, die wir ungestört mit uns allein verbringen dürfen. Und der Partner, den wir noch nicht kennengelernt haben, erlaubt uns, ja fordert uns auf, uns bis zu seinem Erscheinen selbst ein liebevoller Gefährte zu sein. Das sind ziemlich kostbare Gaben.“ (S. 7/8)
Interessant ist das „Warten, bis man hört, wie man über sich
denkt“ (S. 9). Dabei geht es um unsere inneren Stimmen, denen wir beim Warten
ausgesetzt sind, die uns geradezu dämonisch mitteilen, dass wir ungenügend
sind. So erklärt sich vielleicht der ständige Einsatz des Smartphones – um diesen
Stimmen nicht lauschen zu müssen.
Nachvollziehbar ist, dass das Warten uns unterschiedlich
betrifft, je nachdem ob wir als Kind, Jugendlicher oder als junger Mann/Frau warten.
Jedem Alter ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Besonders knifflig ist „Das
Warten auf den richtigen Partner“ (S. 44). Denn zunächst findet man oft den
falschen. Wieso der falsche Partner unerlässlich beim Warten auf den richtigen
ist, wird klug erklärt. Lachen muss man beim „Warten auf die Wesensänderung der
Mitmenschen“ (S. 49) und rot werden beim „Warten auf den günstigen Moment“ (S.
55). Gibt’s den denn überhaupt?
Dieses kleine
Büchlein ist höchst erheiternd, ohne platt zu sein. Schöner kann das Warten auf
den Bus nicht versüßt werden.
Verschiedene Arten von Warten, Thomas Meyer, Diogenes Verlag,
Zürich 2019, 96 Seiten, 5,00 EUR
(Die Verwendung des Coverbildes erfolgt mit freundlicher
Erlaubnis des Verlags.)
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