Donnerstag, 7. März 2019

The Pretender, David Belbin


Nachdem ich sehr begeistert von David Belbins „The All Night Bookshop“ war (siehe meine Rezension https://www.buch-lady.de/2018/12/the-all-night-bookshop-david-belbin.html), habe ich nach weiteren Büchern von diesem Autor gesucht. Es gibt eine Menge! Dieser Roman hat mich sehr angesprochen, weil es sich um eine Geschichte im Literaturmilieu handelt.

Mark Trace wächst in einem Nest in Lancashire auf. Seine Mutter ist Bibliothekarin und gibt ihm die Liebe zum Lesen mit. Er, der Einzelgänger und Außenseiter, findet Zuflucht in Büchern. Während der Schulzeit entdeckt er ein besonderes Talent. Als Hausaufgabe soll jeder ein Kapitel eines Dickens-Romans schreiben und dabei den Stil des Autors imitieren. Dies gelingt Mark so gut, dass man ihn für einen Schwindler hält. Für Mark wird klar, dass er Schriftsteller werden will.

Nach dem Schulabschluss mit noch nicht einmal 18 Jahren fährt er auf eigene Faust nach Paris, um seinen großen Vorbildern wie Hemingway und Joyce nachzueifern, die dort bedeutende Werke geschrieben haben. Er kauft sich eine alte klapprige Schreibmaschine und versucht wie Hemingway zu schreiben. Was als Fingerübung gedacht war, gerät aber ungewollt auf Abwege.


„As for my own writing, I didn’t know if I was writing a comedy or a coming-of-age novel. How could I write such a thing? I hadn’t come of age. As an experiment, I started to write my own versions of the missing stories. I thought that, by imitating Hemingway, I might learn something. (…) I threw endless pages away. Why should I think that I was good at this? But when I began typing, the words that came out were my own, yet not my own. Carlos Baker, in his edition of the letters, listed Hemingway’s most common grammatical, punctuation and spelling errors. I included a few of these, superstitiously thinking that, by making Hemingways’s mistakes, some of his talent might rub off on me.” (S. 21/22)


Mark geht zurück nach England, um in London sein Literaturstudium zu beginnen. Er findet einen Gelegenheitsjob bei einem kleinen Ein-Mann-Literaturmagazin, The Little Review. Dieser wird ihm bald wichtiger als seine Vorlesungen. Mit dem Schreiben seines eigenen Romans geht es nicht recht voran. Mark findet keinen eigenen Stil, kein packendes Thema, ist unzufrieden. Er lernt, dass Kunst nach Brot geht. Wenn das Fälschen berühmter Kunstwerke Geld bringt, warum sollte es mit Literatur anders sein?

Im Dickicht verschwundener Manuskripte, Literaturförderung und chaotischen Archiven entwickelt sich ein spannender Thriller an geschichtsträchtigen Orten. Der berühmte Buchladen Shakespeare & Co. in Paris taucht ebenso auf wie die Gartenhütte, in der Roald Dahl stets geschrieben hat. Zeitgenössische Autoren wie James Sherwin und Graham Greene, die mit dem Herausgeber der Little Review befreundet sind, melden sich postalisch. Natürlich bekommt Mark, die Unschuld vom Lande, es in Paris und Soho auch mit den Frauen zu tun. Und die haben es faustdick hinter den Ohren. Das Ende ist dann wirklich überraschend.

Eine sehr spannende Geschichte im Land der Bücher, die einfach Spaß macht!

The Pretender, David Belbin, Five Leaves Publications Nottingham/GB 2008, 224 Seiten, englischsprachige Ausgabe


Zusatz-Info: Das Buch ist in deutscher Übersetzung unter dem Titel „Der Hochstapler“ im Rowohlt Verlag für 8,99 EUR erschienen.

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