Nicolas, ein Mann um die vierzig, verheiratet mit Valerie, hat die Pharmafirma seines Vaters geerbt. Dort verbringt er den größten Teil seiner Zeit und entfremdet sich damit mehr und mehr von seiner Frau und dem ca. 6jährigen Sohn Julian. Er meint, das müsse so sein, da er schließlich Verantwortung für die Firma trage und seine Familie versorgen müsse. Nicolas‘ großes Idol ist sein Onkel Valentin, der ein erfolgreicher Schriftsteller und Lebemann ist. Als dieser stirbt, setzt sich Nicolas mit der eigenen Endlichkeit auseinander und damit, was in seinem Leben Priorität haben sollte, was er wirklich will.
„Das Bewusstsein des Todes ist das perfekte Heilmittel gegen diese ewige Aufschieberitis. Soweit ich weiß, lässt sich ja auch der Tod nicht aufschieben. In der Hinsicht war er ebenfalls anders, dein Onkel, meinst du nicht auch? Er war keiner dieser Menschen, die am Ende ihres Lebens verzweifelt um noch etwas Aufschub betteln müssen, weil sie nicht zum Leben gekommen sind. Nein, wenigstens konnte er sagen: Es ist gut, ihr Lieben, ich habe meine Sache hier auf Erden getan!“ (S. 119/120)
Die Geschichte ist nicht besonders neu. Ganz amüsant ist die gewählte Form, in der Nicolas immer wieder Geschichten erzählt, da sein eigentlicher Wunsch ist, ein Schriftsteller wie sein Onkel Valentin zu sein. Weitere Geschichten in der Geschichte tauchen durch Traumsequenzen auf, in denen Nicolas bedeutungsschwere Gespräche mit einer Romanfigur seines Onkels führt. Natürlich geht alles gut aus.
Als Roman ist dieses Buch nicht überzeugend. Die Figuren bleiben holzschnittartig, die Geschichte ist mehr als vorhersehbar und das ganze Buch wirkt auf mich unterschwellig belehrend. Die Gespräche sind konstruiert und die Botschaft wird der Leserin mit dem Löffel eingetrichtert. Der Schreibstil würde besser zu einem Sachbuch passen (was es ja auch letztlich ist), denn die Geschichte bleibt sehr blutleer. Mich konnte das Buch nicht berühren, auch wenn die Ausdrucksweise erfreulicherweise nicht ganz so amerikanisch-pathetisch daherkommt wie bei Strelecky. (Man merkt, ich bin auch kein Fan von letzterem, habe aber die beiden Café-Bücher gelesen.) Als Lebenshilfebuch ist es ok, liest sich leicht weg, ist von der Thematik her aber bereits sehr abgegriffen und liefert hierzu keine neuen Aspekte. Arbeite weniger, verbringe mehr Zeit mit der Familie, genieße den Augenblick und tu, was dein innerer Drang ist. Das ist alles inhaltlich richtig und auch ganz nett erzählt, aber ich habe es alles schon tausendmal gelesen.
Lieber Bas, deine Sachbücher sind klasse. Bitte bleib bei ihnen. Die Lebensweisheiten sind alle schon erzählt worden. Von mir leider keine Empfehlung.
Das Buch eines Sommers, Bas Kast, Diogenes Verlag, Zürich 2020, 240 Seiten, 22,00 EUR
(Die Verwendung des Coverbildes erfolgt mit freundlicher Erlaubnis des Verlags. Ich danke dem Verlag für das kostenlos zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen